Müllplatz Tegernseer Staatswälder

In Mulde entsorgter Maschendraht als Todesfalle für Wildtiere

Der Arbeitskreis „Haut der Berge“ dokumentiert seit Jahren in den Tegernseer Staatswäldern Funde von verfallenen und teils bereits eingewachsenen Wildschutzzäunen, von zurückgelassenen Transportkisten nach Pflanzungen und Zaunmüll, der gezielt in einer Mulde versteckt und entsorgt wurde.

Der dafür verantwortliche Forstbetrieb Schliersee ist gesetzlich zu einer umgehenden Beseitigung dieser für Wildtiere gefährlichen Zaungeflechte oder mit Nägeln und Metallhaken versehenen Pflanzkisten verpflichtet.
Von uns dokumentierter Zaunmüll unterhalb des Risserkogels wurde erst im September 2024 nach mehrmaliger Aufforderung entsorgt, obwohl wir den zuständigen Forstbetriebsleiter und den Revierförster bereits ein Jahr vorher bei einem persönlichen Treffen darum gebeten hatten.

Der über mehrere hundert Meter lange, verfallene, teils herabhängende und eingewachsene Wildzaun bei
Kloaschau/Forstrevier Spitzingsee, liegt trotz unserer Bitte um Entsorgung im September 2023, bis heute im Wald.
Eine unnötige Gefährdung der Wildtiere wird auch hier weiterhin in Kauf genommen.

Die gesetzlichen Grundlagen sind vorhanden – werden jedoch nicht in die Tat umgesetzt.

„Die von der Bodenvegetation überwucherten und für die Tiere kaum erkennbaren Drahtgeflechte sind dauerhafte und gefährliche Fallen. Schon beim Überschreiten eines Maschendrahtes oder Knotengittergeflechtes kann es zu fußangel- oder schlingenähnlichen Verstrickungen kommen, aus denen sich die Tiere häufig nicht mehr befreien können und qualvoll zugrunde gehen.
Die Jagdbehörde bittet daher aus Gründen des Tier- und Umweltschutzes, alle überflüssig gewordenen Zäune unverzüglich und restlos zu beseitigen.“

Beispiel von einem im Zaun verendeten Reh:


Zitat aus den Satzungen des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Vorgesetzter der Bayerischen Staatsforsten)

„Ein Wildschutzzaun verliert seine Berechtigung, wenn er beschädigt oder verfallen ist und somit dem Wild Zugang zur Kultur oder Naturverjüngung ermöglicht.
Solche Zäune werden nach dem Gesetz ab diesem Moment automatisch zu Abfall…
Dies bedeutet für den Waldbesitzer, dass er den Zaun umgehend reparieren oder
ordnungsgemäß entsorgen muss….“

„…Ein kaputter Zaun wird überflüssig und somit automatisch nach §3 des Kreislaufwirtschaftsgesetzes (früher Abfallgesetz) zu Abfall.
Zäune lediglich zu Boden zu drücken und im Wald zu belassen, ist verboten.“



Vollzug des Bayerischen Naturschutzgesetzes

Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz
vom 27. November 2020, Az.62f-U8667.0-2019/1-126

Zitat: 2.2.2 Unzulässig ist es danach zum Beispiel, die Natur zu verunreinigen (etwa durch das Liegenlassen von Abfällen…)



Naturschutzkonzept der Bayerischen Staatsforsten

Zitat: „Die Bayerischen Staatsforsten sind gesetzlich verpflichtet, den Staatswald unter Beachtung der Grundsätze einer naturnahen Forstwirtschaft in vorbildlicher Weise zu bewirtschaften.“ …
„Zentrales Ziel des Naturschutzes bei den Bayerischen Staatsforsten ist es, die natürlichen Lebensräume, vor allem der an den Wald gebundenen Tier- und Pflanzenarten, zu erhalten und zu verbessern.“



1. ANPFLANZUNG UNTERHALB DER LAPBERGSCHNEID

Von Anpflanzungen am Jägersteig unterhalb der Lapbergschneid stammen diese Holzkisten.
Wildtiere können sich verletzen, wenn sie sich die Nägel und Metallhaken eintreten.

Kisten Jägersteig Anpflanzung


2. LAPBERGSCHNEID BEI DER VERFALLENEN LAPBERGALM

Hier wurden vor 30 Jahren Fichten gepflanzt. Die Transportkisten liegen heute noch überall unter den Bäumen herum.
Auch in diesem Fall: Verletzungsgefahr für Wildtiere, wenn sie sich Nägel und Metallhaken eintreten.


Kistenmüll Lapberg

Transportkisten Anpflanzung Lapberg


Vor 8 Jahren wurde an der gleichen Stelle bei einer neuen Anpflanzung (Latschen) dieser
Unterstand gebaut. Er verfällt – überall rostige Nägel und Eisenhaken!


Eingefallener Unterstand:

Kaputter Unterstand

1. WILDSCHUTZZAUN AM SONNERBERG, OBERHALB VON BAYERWALD

Im Sommer 2019 fanden wir oberhalb von Bayerwald, Richtung Sonnberg Niederleger, einen teils eingefallener, teils reparierten Wildschutzzaun.
Seltsamerweise war der obere Bereich des Zaunes abgelegt und teilweise bereits im Gras eingewachsen. Der untere Teil des Zaunes jedoch war mit neuen, imprägnierten Stempen repariert und wieder aufgestellt worden.

Es war uns unverständlich, warum das obere Drittel des Zauns aufgelassen, die unteren beiden Drittel aber wieder hergerichtet worden waren. So konnten Wildtiere von oben zwar in den eingezäunten Bereich hinein, aus dem unteren reparierten Teil aber nicht mehr heraus.

Bildmaterial über diesen Zaun wurde mit der Bitte um Einschätzung an die Wildbiologin Frau Dr. Miller von „Wildes Bayern“ weitergegeben. Sie wandte sich an den zuständigen Schlierseer Forstbetriebsleiter.
Daraufhin wurde der komplette Wildschutzzaun im Frühjahr 2020 abgebaut und entsorgt, die Stempen umgelegt.
Auf der Frage, warum der Zaun teilweise abgelegt, teilweise repariert war, gab es keine Erklärung. Dass der Zaun für jagdliche Zwecke genutzt wurde, wurde verneint.

  1. Beschädigter Wildzaun Sonnberg
Beschädigter Wildzaun Sonnberg
06 Offener und herabhängender Zaun
07 tief herabhängender Maschendraht
08 Neue Stempen und reparierter Wildzaun im unteren Drittel
09 Entsorgter Wildzaun Sonnberg

Entsorgter Wildzaun Sonnberg


2. WILDSCHUTZZAUN NAHE DER ABLEITENALM AM RISSERKOGEL

In einer Mulde entsorgter Zaunmüll nahe der Ableitenalm.

in Mulde entsorgter Maschendraht


Im Sommer 2022 entdeckten wir große Mengen Zaunmüll in einer Mulde nahe der Ableitenalm am Risserkogel.
Die Zaunrollen waren gezielt in einer Mulde entsorgt worden.
Bei einem Treffen im November 2022 mit dem Schlierseer Forstbetriebsleiter und dem zuständigen Revierförster zeigten wir die Fotos von den entsorgten Zaunrollen.
Dem Revierförster war dieser Zaunmüll nie aufgefallen, obwohl er dort oben auf die Jagd geht und nur einige Meter von den alten Zaunrollen entfernt, an Bäumen die Waldweidetrennung markiert hat.
Man sagte uns zu, den Zaunmüll bis zum Frühjahr 2023 zu entsorgen.

Ein Jahr später, Ende September, lagen die Zaunrollen noch immer in der Mulde.
Auf Anfrage hieß es, es hätte im Frühjahr keinen Hubschraubereinsatz in der Gegend gegeben. Ein Flug nur für den Zaunrollen wäre zu teuer gewesen. Man wolle bis 5. Oktober den Müll entsorgen.
Im Juni 2023 gab es, wie jedes Jahr, einen vom Bayerischen Ministerium für Landwirtschaft und Forsten (dem gleichen Ministerium unterstehen die Bayerischen Staatsforsten) bezahlten Versorgungsflug zur Ableitennalm.
Der Zaunmüll lag nur eine halbe Flugminute entfernt und hätte – wie es zugesagt war, bereits im Frühjahr 2023 ohne große Kosten mitgenommen werden können.

Auch hätte man die Zaunrollen wenigstens aus der Mulde herausholen, auf einen Haufen packen und mit einer Plane abdecken können, damit sich keine Wildtiere darin verheddern und verenden.
Die Gefährdung der Wildtiere wurde ein weiteres Jahr in Kauf genommen.
Anfang Oktober 2023 wurde die Drahtrollen nach unserer erneuten Aufforderung dann endlich ins Tal geflogen.


Zaunmüll Ableiten wird ins Tal geflogen (Foto: Forstbetrieb Schliersee)

Zaunmüll Ableiten wird ins Tal geflogen (Foto Forstbetrieb Schliersee

Abtransport des alten Wildzauns Ableiten


3. WILDSCHUTZZAUN WINTERSTUBE KLOASCHAU TAL

Direkt neben der Forststraße an der Kloaschau Winterstube Richtung Elendtal, im Forstrevier Spitzigsee, lagen bis Oktober 2023 diese, teilweise bereits eingewachsenen Zaunrollen und größere Mengen alter Teerpappe .
Teile des noch stehenden Wildzauns waren eingefallen und hingen am Boden.

Zaunmüll neben Kloaschau Winterstube

13 Kloaschau Zaunmüll

Kloaschau alte Teerpappe

14 Kloaschau alte Teerpappe


Auch diese Fotos schickten wir Mitte Oktober 2023 an den zuständigen Schlierseer Forstbetriebsleiter, mit der Bitte um Entsorgung.
Mitte November 2023 waren Zaunrollen, Teerpappe und die verfallene Hütte in Containern entsorgt und der Platz aufgeräumt

Entsorgter Müll

15 Im Container entsorgter Müll

Im Container entsorgter Müll

16 links neben dem Container, beschädigter Wildzaun


FÜNF METER NEBEN DEN CONTAINERN…

Der mehrere hundert Meter lange, stark beschädigte Wildzaun direkt neben den Containern, stand aber weiterhin. Trotz unserer Aufforderung stellt er bis heute eine große Gefährdung für Wildtiere dar. Und das, obwohl die Bayerischen Staatsforsten zu einer umgehenden Entsorgung gesetzlich verpflichtet sind.

Kaputter Wildzaun Kloaschau –> Todesfalle für viele Wildtiere

18 Verlauf des beschädigten Wildzauns Kloaschau
19 beschädigter Wildzaun oberhalb von Kloaschau
Wildzaun
23 Drahtzaun Todesfalle Wildtiere
24 Drahtzaun Todesfalle Wildtiere