Bodenschonende Holzarbeit

„Der Boden ist eines der kostbarsten Güter der Menschheit. Er ermöglicht es Pflanzen, Tieren und Menschen auf der Erdoberfläche zu leben.“ Europäische Bodencharta.

Anfang des letzten Jahrhunderts empfahlen gewinnorientierte Forstwissenschaftler den Waldbesitzern, ihre Mischwälder in ertragreiche Fichtenmonokulturen „umzubauen“. Eine teure Fehleinschätzung: Durch Dichtestress schnell gewachsenen Plantagenfichten sind extrem anfällig gegen Windwurf, Schneebruch, Trockenheit und Borkenkäferbefall. Statt der erwarteten hohen Gewinne muss die nächste Generation nun Millionen für die Renaturierung in „klimatolerante“ Mischwälder investieren. Heute empfehlen Forstwissenschaftler zur Gewinnoptimierung die Bewirtschaftung der Wälder und Forste mit tonnenschweren Erntemaschinen. Das Prinzip: Sogenannte Harvester fahren auf ca. 4 Meter breiten Rückegassen im Abstand von 30 Metern bis zu 50 Meter tief in den Wald, um Bäume zu fällen und herauszuziehen.


Die Vorteile: Kurzfristig geringere Kosten als durch Arbeit mit kleinen Traktoren und Rückepferden. Bei Sturmschäden können Forstarbeiter geschützt in ihrer Kanzel die unter Spannung stehenden umgestürzten Bäume aufarbeiten.

Die Nachteile:
1. Große Maschinen brauchen große Straßen. Beim Umbau eines früher üblichen ca. 2,5 Meter breiten Forstweges in eine ca. 4,5 Meter breite Forststraße gehen pro Kilometer 2.000 Quadratmeter Waldboden verloren. Ein Quadratmeter Waldboden speichert, je nach Stärke und Steilheit des Geländes, ca. 50 Liter Wasser. Pro Kilometer verbreiterter Forststraße gehen 100.000 Liter Wasserspeicherkapazität für Hochwasserschutz und als Trinkwasserspeicher verloren.

2.Die tonnenschweren Maschinen verletzen und verdichten den Waldboden mit dauerhafter Schädigung: Von Bodenlebewesen geschaffene Luftporen werden zusammengedrückt und zerstört. Ohne Sauerstoff im Boden gibt es keine Lebewesen, ohne Lebewesen keine Humusbildung. Bedenken Sie, in einer Handvoll Erde gibt es mehr Lebewesen, als Menschen auf der Erde.
Der für den Wald lebenswichtige unterirdische Teppich aus Wurzeln und Pilzgeflechten wird alle 30 Meter drei Meter breit aufgerissen und großflächig zerstört. In einem Kubikzentimeter Waldboden finden sich bis zu 20 Kilometer Pilzfäden, die sogenannte Mycorrhiza. Sie erst ermöglicht den Bäumen die Aufnahme von mineralischen Nährstoffen und Wasser über ihre Wurzeln.

Renaturierung von Monokulturen ist teuer, aber möglich. Einmal zerstörter Waldboden hingegen ist für die nächsten Generationen unwiederbringlich verloren. Was weg ist, ist weg! Bedenken Sie, die Entstehung von 30 Zentimeter Waldboden dauert ca. 1000 Jahre. Zusätzlich verlangsamt das wärmere Klima die Humusbildung.

Unser Arbeitskreis setzt sich für eine bodenschonende Bewirtschaftung unserer Tegernseer Staatswälder ein. DER WERT EINES INTAKTEN WALDBODENS ÜBERSTEIGT HEUTE DEN PREIS DES AUF IHM GEERNTETEN HOLZES UM EIN VIELFACHES: Hochwasserschutz, Wasserspeicher, Trinkwasserfilter, Fundament der Waldbäume, Kohlenstoffspeicher und Lebensraum!
Unser Vorschlag: Keine Holzfällarbeiten bei Regen.

Unser Vorschlag: Rückegassen nur noch im Abstand von 40 – 60 Metern mit kombiniertem Einsatz von leichten Maschinen und Rückepferden (außer bei Windbruch). Dieses Verfahren wird in Deutschland in vielen Wäldern bereits sehr erfolgreich praktiziert (Lübecker Modell) und ist langfristig gewinnbringender als die industriemäßige Forstwirtschaft mit ihren Folgeschäden.

Rückepferd im Einsatz

Bodenschäden beim Pferderücken
50 Meter daneben, gleiches Gelände – Bodenschäden durch Rückemaschine

Holzwirtschaft: Ja! aber so naturschonend wie möglich – dafür setzen wir uns ein.
In Zusammenarbeit mit unserem Arbeitskreis hat der Forstbetrieb Schliersee im August 2019 nun ein Projekt ermöglicht: Auf einer ausgesuchten Fläche in der Langenau soll künftig Holz mit Rössern gerückt werden. Für dieses Projekt bekamen die Staatsforsten und der Arbeitskreis Haut der Berge den „Lichtblick“ Preis 2019 der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal verliehen.